Früher herrschte sowohl bei Tierbesitzern als auch bei Veterinärmedizinern die Meinung vor, behinderte Tiere hätten keine Lebensqualität und man müsse diese Tiere einschläfern. Und hier kann ich mich selbst von dieser Ansicht gar nicht ausnehmen. Auch ich habe früher so gedacht.

 

Auch heute werde ich immer wieder mit diesem Thema konfrontiert, wenn z.B. verunsicherte Tierbesitzer mich fragen, ob sie denn vielleicht ihr Tier lieber einschläfern lassen sollen, das nach einem Unfall eine Behinderung zurückbehalten hat, oder bei dem sich eine neurologische Erkrankung zeigt.

 

Solche Fragen kann ich selbstverständlich nicht pauschal beantworten. Es ist immer wichtig, sich das Tier anzuschauen. Es gibt Tiere, die mit einer Behinderung sowohl körperlich als auch psychisch überhaupt nicht zurecht kommen. Hier muss man sich ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob man das Tier nicht besser gehen lässt.

 

Aber glücklicherweise durfte ich in den letzten Jahren sehr viele Tiere mit den verschiedensten Behinderungen kennen lerne, die ihr Leben in vollen Zügen genießen können. Und das ist in meinem Fall die Mehrzahl der Tiere.

 

Tiere können mit einer Behinderung sehr gut zurecht kommen. Allerdings kommt es durch körperliche Behinderungen zu einer Mehrbelastung oder Überbelastung der nicht betroffenen Strukturen. Es ist daher wichtig, bei einem körperlich eingeschränkten Tier besonders darauf zu achten, dass die anderen Körperstrukturen nicht durch Überlastung Schaden nehmen. Dies kann durch eine regelmäßige physiotherapeutische Betreuung vermieden werden.

 

Bevor man daher die Entscheidung trifft, das Tier einschläfern zu lassen, schauen Sie sich Ihr Tier genau an! Alleine die Tatsache, dass ein Tier nach einem Unfall oder durch eine Krankheit behindert ist, ist noch kein Grund, ein Tier einschläfern zu lassen!